Restaurant Pedro Lemos in Porto

Für den zweiten Abend unseres Aufenthalts in Porto Anfang August hatten wir einen Tisch im Restaurant “Pedro Lemos” des gleichnamigen Sternekochs reserviert. Das Restaurant hat einen Stern im Guide Michelin und war somit das erste Sternerestaurant, das ich jemals besucht habe.

Das Restaurant liegt in der Nähe der Mündung des Douro und ist zum Beispiel mit der historischen Straßenbahnlinie Nummer Eins von der Altstadt von Porto aus zu erreichen, so wie wir es getan haben. Solch einen Ausflug in die Vororte Portos und zu den Sternen macht man natürlich nicht ohne Reservierung.

Diese hatten wir schon einige Wochen im Voraus online getätigt, nicht ohne, dass dabei schon ein gewisser Betrag von Annes Kreditkarte blockiert wurde, man geht hier also auf Nummer sicher, dass die Gäste auch wirklich erscheinen.

Wir waren etwas früh dran und haben, bevor wir den kurzen Weg von der Endhaltestelle der Straßenbahn zum Restaurant zurückgelegt haben, noch einen kleinen Spaziergang zum Leuchtturm am Ende des Quais direkt an der Mündung gemacht.

Als wir dann pünkltlich im Restaurant amkamen, wurden wir freundlich aber doch auch sehr formel vom Oberkellner (oder nennt man das in solch einem Etablissement schon “Maître d’hôtel” ?) empfangen und an unseren Tisch in der ersten Etage geführt.

Die Karte bot an diesem Tag lediglich die Auswahl zwischen einem Menü mit fünf oder mit acht Gängen. Wir wählten beide das große Menü und orderten um das Ganze rundzumachen auch die passende Weinbegleitung dazu.

Bald darauf wurden wir dann auch schon mit Grüßen aus der Küche überrascht. Ich benutze bewusst den Plural, da es tatsächlich drei Kleinigkeiten waren. Diese sollten wir auch in einer bestimmten Reihenfolge essen, um unsere Geschmackssinne auf die kommenden Gänge einzustimmen.

Zum ersten Gang, den “Rose Shrimp” folgte dann die nächste Überraschung, denn dort war das Begleitgetränk Gin Tonic, der aus einer Kanne in kleine Tassen gegossen wurde. Das passte aber wirklich erstaunlich gut zu den vorzüglichen dekonstruierten Garnelen.

Die nächsten beiden Gänge waren ebenfalls hervorragend und wurden wie am Schnürchen zusammen mit den passenden Weinen serviert. Die nächste Überraschung kam mit Gang vier, denn hier stimmte die Reihenfolge zwar mit dem Fünf-Gänge-Menü überein, aber eben nicht mit unserem bestellten großen Menü.

Die abermals nächste Überraschung folgte, als wir den Oberkellner auf diesen Umstand hinwiesen, denn dieser behaupte erst einmal, dass wir doch das Menü mit fünf Gängen bestellt hätten. Und war dabei nicht nur mehr distanziert, sondern schlicht und ergreifend arrogant. Nach kurzer Diskussion wurden der Gang dann abserviert und die Reihenfolge der folgenden Gänge geändert.

Wir wunderten uns etwas darüber, dass nicht auch die bereits gefüllten Gläser mit Weißwein wieder abgeräumt wurden. Diese Verwunderung blieb bestehen, als beim nächsten korrigierten Gang einfach neue Gläser mit dem nächsten Wein dazu gestellt wurden und wir so zusammen mit den Wassergläsern einen Tisch voller Gläser hatten.

So tranken wir dann beim darauffolgenden Gang eben einen nicht mehr wohltemperierten Wein, denn die Bedienung hatte diesen schlicht als “wohl noch kühl genug” eingestuft. Das Essen konnte ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr genießen, denn ich war wirklich stinksauer.

Und ich bin immer noch sauer, oder vielmehr enttäuscht. So sehr, dass ich auch jetzt, mehr als zwei Monate später, keine Lust habe weiterzuschreiben. Denn ich habe nun doch gegen meinen eigenen Vorsatz verstoßen, nur über schöne Restaurantbesuche zu berichten.

Ich finde es einfach nur sehr schade, wie unpassendes Personal auch das tollste Essen - und das wird bei Pedro Lemos kreiert - in den Hintergrund stellen kann. Ich habe nun wirklich fast keine Erinnerungen mehr an die Gerichte selbst, sondern nur an die unschöne Situation, mit der das Personal einfach nicht umgehen konnte.

Für mich hat sich damit leider auch ein lange gehegtes Vorurteil über Sterneküche im Allgemeinen bestätigt. Denn ein Stern ersetzt noch lange keine Gastfreundlichkeit und die Gemütlichkeit, die gutes Personal erschaffen kann.