Ein Tag voller Chilis in Nordthailand

Von der Ernte auf dem Feld bis zum Chilipulver

In Chiang Mai hatten wir uns für drei Tage ein Auto gemietet, um damit den sogenannten “Mae Hong Son Loop” abzufahren. Diese beliebte und zum größten Teil bergige Reiseroute führt von Chiang Mai zum Doi Inthanon, dem höchsten Berg Thailands, und von dort entweder über Khua Yam oder etwas länger über Sariang nach Mae Hong Son. Von dort geht es dann über Pai zurück nach Chiang Mai.

Die Angaben über die benötige Dauer für die etwas mehr als 600 Kilometer lange Strecke schwanken zwischen drei und fünf Tagen. Wir merkten am ersten Tag, dass wir definitiv langsamer vorankommen als gedacht und mussten unsere erste Übernachtung bereits in Mae Chaem einlegen und entschieden uns vor Ort auch dafür, am nächsten Tage die kürzere Variante von dort aus nach Khun Yuam einzuschlagen.

An diesem zweiten Tag unseres Roadtrips durch Nordthailand hatten wir ungeplant mehrere Begegnungen mit Chilischoten, von denen ich dir hier kurz berichten möchte. Auf der Strecke nach Khun Yuam, wollten wir uns den Mae Nuam Wasserfall anschauen und müssen diesen irgendwie verpasst haben. Auf jeden Fall mussten wir drehen und fuhren dazu in einen Feldweg, bei wir feststellten, dass er auf zu einer Chiliplantage führte.

Das wollten wir uns näher anschauen und stiegen aus. Zwei Männer waren gerade damit beschäftigt, einen großen Haufen Chilischoten, bei der Größe würde ich sie als Prik Chi Faa einordnen, in Säcke und Plastikbeutel abzufüllen. Mit Gesten, den die beiden sprachen kein Englisch, baten wir darum uns etwas umschauen zu dürfen, dem die beiden zustimmten.

Nachdem wir ein kleines Stück weitergegangen waren, erkannten wir, dass der gesamte Hügel, so weit wir schauen konnten, mit Chilipflanzen bepflanzt war und die Ernte in vollem Gange war. Etwa ein Dutzend Frauen pflückte Chilis, bei der Hitze sicherlich eine anstrengende Arbeit, auch wenn sie gut vor der Sonne geschützt waren. Als die Arbeiterinnen uns sahen, unterbrachen sie kurz ihre Arbeit und winkten uns freundlich zu.

Wir faulen Touristen genossen noch etwas die tolle Aussicht und fuhren dann weiter in Richtung Mae Hong Son. Nach einem Zwischenstopp zum Mittagessen in Khun Yuam besuchten wir die heißen Quellen von Pha Bong kurz vor Mae Hong Son. Als wir dort bei 29° Celsius Außentemperatur den heißen Pool genossen, drang uns irgendwann zuerst der Geruch von gerösteten Gewürzen und dann der beißende Duft von gerösteten Chilis in die Nase.

Auch hier waren wir neugierig und gingen dem Duft nach, der aus einem kleinen Gebäude am Rande heißen Quellen zu uns rüberwehte. Dort waren zwei Frauen gerade damit beschäftigt, Chilis in einem großen Wok, gefüllt mit kleinen heißen Steinen, zu rösten und diese dann wieder auszusieben. Das hatte ich noch nie gesehen und bat darum, ein Foto machen zu dürfen. Meine zweite wahrscheinlich komplett falsch betonte Frage “Prik Bon?” bejahte sie, die Chilis werden also danach zu Chilipulver verarbeitet.

Am späten Abend in Pai, nach einer abenteuerlichen Fahrt durch die nächtlichen Berge, stand in dem Restaurant, in dem wir unser Abendessen zu uns nahmen, dann ein Glas mit stark geröstetem, grobem Chilipulver auf dem Tisch. So schloss sich also der Kreis voller Chilis, oder war es der “Chili Loop”, von der Ernte am Morgen, über das Rösten am Nachmittag bis zum fertigen Produkt, mit dem ich nun beherzt mein Essen nachwürzte.